Die Drachenkrone by Schweikert Ulrike

Die Drachenkrone by Schweikert Ulrike

Autor:Schweikert Ulrike [Ulrike, Schweikert]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-01-03T16:00:00+00:00


Am nächsten Morgen ritten Cay und Thunin noch einmal zur Burg hinüber, doch auch dieses Mal zeigten die Wächter keine Einsicht, und ihr Bitten endete jäh in einem Pfeilhagel. Bedrückt ritten sie zum Friedhof zurück. Bei einem kargen Mahl saßen die Gefährten zusammen und berieten, wie es weitergehen sollte.

Dass Rolana Hilfe brauchte, daran gab es keinen Zweifel, aber noch wussten sie nicht, wie sie den langen Weg nach Fenon zurück bewältigen sollten, ohne ihren Zustand zu verschlechtern. Thunin und Cay machten sich schließlich daran, eine Trage zu bauen, die man zwischen zwei Pferde hängen konnte. Wenn man die Tiere am Zügel führte, sollten die Erschütterungen für die Verletzte erträglich sein. Während die beiden die Trage bauten, streifte Ibis durch den Wald, um ihre Vorräte aufzufrischen. Lahryns Erdhörnchen thronte frech auf ihrer Schulter. Offensichtlich hatte der kleine Nager Gefallen an der Gesellschaft der Elbe gefunden.

Vlaros hielt sich den ganzen Tag dem Lager fern. Er schritt zwischen den alten Grabsteinen hin und her, murmelte vor sich hin und warf ab und zu finstere Blicke in Richtung des Schwertkämpfers. Er beobachtete genau, wie Cay und Thunin die Verbände der Verletzten wechselten, ihr Wasser einflößten und sie mit etwas Honig fütterten, den Ibis entdeckt hatte. Erst als am Abend ein Hase über dem Feuer briet, kam er zurück, setzte sich möglichst weit weg von Cay ins Gras und aß schweigend. Seit dem Vorfall in der Nacht hatten die beiden Männer kein Wort mehr miteinander gewechselt. Die Spannung zwischen ihnen knisterte förmlich in der Luft, und obwohl Rolana nun immer öfter bei Bewusstsein war, wurde die Stimmung zunehmend gereizter.

Thunin kaute vor sich hin und schüttelte immer wieder den Kopf. Der Zwerg warf den letzten Knochen ins Gras, wischte sich die fettigen Finger an seiner Hose ab und erhob sich. Mit scharfer Stimme gebot er den beiden Männern, alle Waffen abzulegen und ihm dann zu folgen. Cay sah ihn verwundert an, stellte jedoch keine Fragen. Vlaros jedoch murrte, und der Zwerg musste ihn erst böse anfunkeln, bevor er ihm mit schleppenden Schritten in den Wald folgte. Thunin führte die beiden Rivalen zu einer Lichtung. Silbriges Mondlicht schwebte über dem saftigen Gras. Zwei Rehe brachen flüchtend durchs Unterholz.

»So, ihr beiden«, sagte der Zwerg streng, »ich gehe nun zum Lager zurück, und ihr werft euch alles an den Kopf, was ihr in den letzten Stunden in euren Gedanken bewegt habt. Ihr könnt euch anschreien und von mir aus auch verprügeln, aber redet miteinander und schafft die Sache aus der Welt. Wir haben dieses Abenteuer gemeinsam begonnen, und wir werden es auch gemeinsam beenden. Rolana braucht uns jetzt. Was ihr macht, wenn wir Fenon erreicht haben, ist mir egal, doch für heute und den Rest des Weges dorthin müsst ihr zumindest Waffenstillstand schließen.«

Der Zwerg drehte sich auf dem Absatz um und verschwand im dunklen Wald. Cay und Vlaros sahen sich wortlos an. Minutenlang war nur das Rauschen des Windes in den Wipfeln zu hören. Keiner brachte es über sich, das Schweigen zu brechen und den ersten Schritt zu tun. Sie standen nur da und starrten sich zornig an, dann senkte Cay den Blick.



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